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Private Burgen, Schlösser und Gutsanlagen in Thüringen

Seit dem 15. November 2019 sind die privaten Denkmalbesitzern in Thüringen in der Interessengemeinschaft „Private Burgen, Schlösser und Gutsanlagen in Thüringen e.V.“ organisiert. Der Verein vertritt die zahlreichen privaten Besitzer und verschafft ein öffentliches Podium. Die Initiative für die Gründung gab eine Tagung im September 2019 in Schloss Kannawurf, auf der erstmals in Thüringen private Eigentümer über ihre Erfolge aber auch über ihre Sorgen beim Erhalt und der Pflege ihrer Baudenkmale zu Wort kamen. In Thüringen befinden sich ca. 300 denkmalgeschützte Anlagen des ehemaligen Landadels in privater Hand.

Johanniterburg Kühndorf

Außenaufnahme der Johanniterburg Kuehndorf

Johanniterburg Kühndorf, Gemeinde Kühndorf, Kreis Schmalkalden-Meiningen | Ordensbau im Henneberger Land

Seit 1137 hatten die Herren von Kühndorf in dem erstmals 795 als „Cunithorpe“ erwähnten Ort einen Ansitz, der im 13. Jh. an die Grafen von Henneberg gelangte und am 25. November 1315 vom regierenden Grafen Berthold VII. an seinen älteren Bruder Berthold VI. und dessen Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem verkauft wurde.

Um diese Zeit errichtete der Orden auf dem Plateau des Vorgängerbaus einen weitgehenden Neubau. Dieser entstand in den Jahren 1315-1320 als kastellartig hoch aufragende Kernburg, der eine wesentlich größere Vorburg vorgelagert war. Konzeption und Bauausführung weisen auf den Johanniterorden hin und begründen die absolute Sonderstellung von Kühndorf im mitteldeutschen Burgenbau. Besondere Beachtung verdient die weitgehend erhaltene Oberburg, die aus zwei rechtwinklig aneinander gesetzten Kemenaten sowie einem, inzwischen stark gekürzten Bergfried und einem Küchenbau besteht. Während die nach Westen gerichtete Kemenate sich an eine 20 Meter hohe und zwei Meter dicke Schildmauer lehnt und den Palas der Burg bildet, übernahm die Südkemenate die Funktion von Hospitalstation, Kapelle und Rempter des Ordens.

Mitte des 15.Jh. erfolgte ein schrittweiser Besitzübergang zu den Grafen von Henneberg, die die Burg den fortifikatorischen Erfordernissen der Zeit anpassten und die Anlage mit einer starken, sechsfach  turmbewehrten Zwingeranlage umgaben. Weitere Um- und Ausbauten erfolgten 1542 und 1565, als die Grafen von Henneberg zeitweilig ihre Residenz nach Kühndorf verlegten. Der erneute Besitzerwechsel zum Hause Wettin nach dem Aussterben der Henneberger 1583 führte zwischen 1610 und 1655 nochmals zu erheblichen Veränderungen in der Bausubstanz.

Danach sank die Burg zum Amts-und Verwaltungssitz herab, 1815 fiel sie nach dem Wiener Kongress an Preußen. Nach der Auflösung der preußischen Domäne 1904 wurde die Burganlage an einen ortsansässigen Bauern veräußert und in der Folge aufgeteilt. Nach Enteignung des Eigentümers der Oberburg 1945 wird das Haus 1991 durch die Gemeinde wieder privatisiert. Heute präsentiert sich Kühndorf als die einzige erhaltene Burg des Johanniterordens im deutschen Sprachraum, die vom Schicksal eines Steinbruchs ebenso wie von den Verbesserungen des Barock oder des Historismus verschont geblieben ist.

Der Text stammt vom Eigentümer, Herrn Moritz von Truchseß, der gleichzeitig 2.Vorsitzender des Vereins „Deutsche Burgenstraße“ ist.

Schloss Hue de Grais

Innenhof Hue de Grais

Gemeinde Wolkramshausen, Kreis Nordhausen

Zwischen dem Baujahr 1722 und dem kommenden Jahr 2022 liegen 300 Jahre Baugeschichte, drei Jahrhunderte damit verbundene Familientradition Hue de Grais.

Der für Thüringen ungewöhnliche Namen geht auf Achill Ursin Hue Comte de Grais aus Beveron in der Normandie zurück.Er heiratete Wilhelmine von Wilcke aus dem „Neuwilckeschen Gut“ in Wolkramshausen, einem Schwarzburg Sondershausen Lehen.Sie hatte zuvor beim Reichskammergericht durchgesetzt, dass auch eine Frau lehensberechtigt sein kann, eine für das damalige Rechtsverständnis von „Manneslehen“ bahnbrechende Entscheidung.

Von den ursprünglich fünf großen Ackerhöfen in der nördlich der Hainmleite gelegenen Gemeinde Wolkramshausen ist nur noch das Herrenhaus Hue de Grais als Familienbesitz in ununterbrochener Folge erhalten. Dies liegt einerseits in dem ungeschriebenen Familiengesetz begründet, wonach jeder Besitzer verpflichtet ist, das  Erbe für die kommenden Generationen zu bewahren und andererseits an dem Einsatz Wolkramshäuser Bürger, die Gebäude und Parkanlage während der DDR-Zeit vor dem Verfall gerettet haben.

Besucher des Denkmals können ein authentisches Dokument barocken Kunstsinns in Wolkramshausen besichtigen. Bemalte wandfeste Bespannungen und Paneele mit Landschafts-und Marinedarstellungen erinnern in ihrer hervorragenden künstlerischen Qualität an die französische Malerei des frühen 18.Jahrhunderts.

Die Eigentümerfamilie hofft, im kommenden Jahr zur 300 Jahr Feier Denkmal Hu de Grais die Sanierungs-und Restaurierungsarbeiten abzuschließen und die repräsentativen Räume in ihrer ursprünglichen barocken Ausstattung für Besucher ganzjährig zu öffnen. Ein ambitioniertes Ziel, das dank der finanziellen Unterstützung durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege  und Archäologie und die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verwalteten Murrmann Stiftung erreicht werden kann.

Schloss Kannawurf

Luftaufnahme von Schloss Kannawurf

Schloss Kannawurf mit Garten, Gemeinde Kannawurf, Kreis Sömmerda

Die Gemeinde Kannawurf zwischen Hainleite und Wipper gelegen, wird von ihrem Schloss dominiert, einer Inkunabel der Renaissancebaukunst in Thüringen. Kannawurf gehörte im 15.Jahrhundert zum Amtsgebiet Sachsenburg, das sich im Eigentum der Thüringer Landgrafen und der Herzöge von Sachsen befand.

Georg II Vitzthum von Eckstädt, aus einem alten und weit verzweigten thüringischen Adelsgeschlecht stammend, war als Marschall in Diensten Herzog Georg von Sachsen tätig und erhielt Kannawurf als Lehen.Und so erscheint es als geradezu folgerichtig, dass sich die jetzige Schlossanlage, zwischen 1560 und 1570 unter Einbeziehung von Resten eines Vorgängerbaues erbaut, an sächsischer Residenzarchitektur der Renaissance wie z.B.an dem um 1547 begonnen Dresdener Schloss orientierte. Der Bauherr wählte in Kannawurf den im 16.Jahrhundert beliebten Kastelltyp und ließ eine dreigschossige Dreiflügelanlage mit den charakteristischen Ecktürmen und Zwerggiebeln errichten.In den historischen Räumen befindet sich u.a der repräsentative Festsaal mit Resten bauzeitlicher Farbfassungen.

Von besonderem kultur-und gartenkünstlerischem Wert ist die von Landpfarrer und Gartengestalter Johann Peschel entworfene GARTEN-ORDNUNG, die er 1597 dem Schlossherren Georg V. Vitzthum widmete und die als eine Art Musterbuch bei der Anlage von Renaissancegärten zu verstehen ist. Das als ältestes europäisches Gartenbuch bewertete Werk dient den heutigen Schlossherren, dem Künstlerhaus Thüringen e.V., bei der Neugestaltung des Gartens als Anregung und ist nicht als Rekonstruktion der historischen Anlage zu verstehen.

Der Verein hat in den letzten Jahren bei der Sanierung und Restaurierung des Schlosses Unglaubliches geleistet und dabei Menschen mit Ideen und Visionen an diesem besonderen Ort vereint einschließlich der kleinen Kommune.

Private Schlossbesitzer im Freistaat

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Interview mit Sabine Ortmann, stellvertretende Vorsitzende der Interessengemeinschaft „Private Burgen, Schlösser und Gutsanlagen in Thüringen e.V.“ (IPBSG) und Ehepaar Brautzsch, die Besitzer von Schloss Nimritz in Oppurg (https://www.schloss-nimritz.de)

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