Aufarbeitung SED-Diktatur
Die Aufarbeitung der SED-Diktatur ist ein wichtiges Anliegen der Landesregierung. Die Thüringer Aufarbeitungs- und Gedenkstättenlandschaft ist historisch gewachsen und wird von bürgerschaftlichem Engagement und örtlichen Aktivitäten getragen. Den Trägern, Akteuren und Mitarbeitern vor Ort gebührt der Dank für ihre unermüdliche Arbeit. Sie sind ein Beitrag gegen das Vergessen und DDR-Nostalgie.
Die Aufarbeitung von SED-Unrecht ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung
Öffentliche Stellen, Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, Betroffenenselbstorganisationen und andere zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure versuchen, Opfern, Betroffenen und deren Angehörigen mit Beratung und Unterstützung zur Seite zu stehen, insbesondere wenn es um die Rehabilitierung und Entschädigung geht.

In Thüringen
- Beratungsangebote des Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Beratung für Doping-Opfer und Betroffene beim Landessportbund Thüringen e.V.
- Ombud „DDR-Unrecht“ beim Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM)
- Stabsreferat BürgerInnenanliegen, Ansprechpartner in der Thüringer Staatskanzlei
Auf Bundesebene
- Das Bundesarchiv - Stasi-Unterlagen-Archiv
- Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Die SED-Opferbeauftragte, Ombudsperson für die Opfer der SED-Diktatur und der kommunistischen Gewaltherrschaft beim Deutschen Bundestag
- Beratungsstellen der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V.
- Zentrale Auskunfts- und Vermittlungsstelle zur Aufarbeitung politisch motivierter Adoptionen in der DDR
- Beratung des Vereins doping-opfer-hilfe e.V.
Land. Wirtschaft. Kollektiv. Wem gehört das Land?
Agrarwirtschaft und Landeigentum in Ostdeutschland in Zeitgeschichte und Gegenwart
Am 15. April 2023 im Panorama Museum Bad Frankenhausen
Die Frage, wem Land und Boden gehören, beantwortete das SED-Regime mit Enteignung, Zwangskollektivierung und Proletarisierung der Bauernschaft – die Folgen der kommunistischen Agrarpolitik sind in Ostdeutschland bis heute spürbar. Hinzu kommen mit Landflucht, Landkauf („Landgrabbing“) und Klimakrise neue Herausforderungen, die wiederum die Frage aufwerfen, wem das Land und der ländliche Raum eigentlich gehören: Wie werden Menschen in Zukunft vom und auf dem Land leben?
70 Jahre nach dem Beginn der Zwangskollektivierung der ostdeutschen Landwirtschaft richtet die Veranstaltung den Blick zurück und fragt nach den Folgen der kommunistischen Agrarpolitik sowie der Umgestaltung der ostdeutschen Agrarindustrie nach 1989/90: Wie prägen die historischen Entwicklungen die Strukturen der ostdeutschen Landwirtschaft und das Arbeiten auf dem Land noch heute? Gleichzeitig nimmt sie künftige Chancen und Herausforderungen von Landwirtschaft, Agrarpolitik und ländlichen Lebenswelten in Ostdeutschland in den Blick: Formen von Landeigentum und Agrarstruktur, Perspektiven für Jungbauern, die ökologische Wende und damit verbundene Erwartungen an Landwirte sowie innovative Lebens- und Arbeitsformen auf dem Land.
Anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR erinnert die Veranstaltung vor der Kulisse des Bauernkriegspanoramas in Bad Frankenhausen außerdem an den Mut und die Zivilcourage, mit der Thüringer Bauern und Landbevölkerung unter dem Druck der erzwungenen LPG-Gründungen gegen die kommunistische Diktatur aufbegehrten.
Dies ist eine öffentliche Veranstaltung. Die Teilnahme (inkl. Eintritt in das Museum) ist kostenfrei.
Die Personenzahl ist begrenzt, daher wird um Anmeldung gebeten:
Telefon: 036202 / 984-11
10.45 Uhr Anmeldung im Foyer bis 12.30 Uhr
11.00 Uhr Möglichkeit der Besichtigung von Monumentalbild und Ausstellung mit Audio-Guide (Kasse)
11.45 Uhr Ankunft und Imbiss (Café P.) bis 12.30 Uhr
12.45 Uhr Begrüßung durch die Veranstalter (Kinosaal)
- Minister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer Staatskanzlei
- Dr. Robert Grünbaum, Bundesstiftung Aufarbeitung
13.00 Uhr Teil I: Land und Boden in Ostdeutschland in zeithistorischer Perspektive (Kinosaal)
- Impulsvorträge: Die Zwangskollektivierung der ostdeutschen Landwirtschaft durch das SED-Regime und der Volksaufstand des 17. Juni 1953 vor dem Hintergrund der kommunistischen Agrarpolitik von Prof. Dr. Daniela Münkel, Leiterin Forschung des Stasi-Unterlagen-Archivs
- Impulsvortrag: Die Transformation des ostdeutschen Agrarsektors seit 1989/90 von Dr. Jens Schöne, stv. Berliner Aufarbeitungsbeauftragter
- Moderiertes Zeitzeugengespräch und Publikumsbeteiligung mit Dr. Manfred Probst, Dresden, Moderation: Dr. Tanja Busse
14.30 Uhr Kaffeepause (Café P.)
15.00 Uhr Teil II: Wem gehört der Boden? Chancen und Herausforderungen von Landwirtschaft, Agrarpolitik und ländlichen Lebenswelten in Ostdeutschland (Kinosaal)
- Podiumsdiskussion und anschließende Publikumsfragen mit Gesine Langlotz, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland, Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Staatssekretär Torsten Weil, Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Andreas Willisch, Prof. Dr. Gabriela Christmann, Leibnitz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Moderation: Dr. Tanja Busse
16.45 Uhr Ausblick und Verabschiedung
- Dr. Peter Wurschi, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
17.00 Uhr Ende der Veranstaltung
Möglichkeit zum Austausch im Café des Panorama Museums
Berichte der Landesregierung zu ihren Aktivitäten auf dem Gebiet der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen
Die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen ist eine wichtige Aufgabe der gemeinsamen Regierungsarbeit. Regelmäßig informiert die Landesregierung öffentlich über den Stand ihrer Arbeit in diesem Aufgabenfeld. In ihren Berichten zieht sie Bilanz über Erreichtes, benennt Handlungsbedarfe und setzt sich Ziele für ihre weitere Arbeit.
DENKorte in Thüringen
„Vor Ort zum DENKOrt – Thüringer Orte der Repression, Opposition und Zivilcourage in der DDR“
Nicht nur in den Zentren der Bürgerrechtsbewegung der DDR waren Menschen der Verfolgung durch das SED-Regime ausgesetzt und haben sich dagegen gewehrt. Auch im ländlichen Raum und kleinstädtischen Bereich gab es Orte des Widerstands. Diese Orte, die bislang als Ort der Repression, Opposition und Zivilcourage in der DDR weitestgehend unbekannt sind, möchte das Bildungs- und Forschungsprojekt „DENKOrte in Thüringen“ aufspüren und kenntlich machen.
Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ (Projektträger) entwickelt mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei und ortsbezogenen Kooperationspartner*innen solche Orte langfristig und nachhaltig zu kulturellen Begegnungs- und außerschulischen Lernorten - zu DENKOrten, die das Geschehen in der SED-Diktatur für Jung und Alt, für Interessierte aus allen Bereichen sowohl vor Ort als auch digital erlebbar machen, um so zum Demokratieverständnis beizutragen.

Weitere Informationen zum Projekt
Der DENKOrt Veste Heldburg
Die Veste Heldburg ist als ein erster zu entwickelnder DENKOrt ausgewählt worden, an dem die Geschichte der Burg als DDR-Kinder- und späteres Sonderschulheim (1954-1982) aufgearbeitet wird. In einer Pressekonferenz am 14. September 2020 wurde dieser DENKOrt vorgestellt. Ein Symposium am 27. und 28. November 2020 eröffnete den DENKOrt auf der Veste Heldburg, das unter anderen vom Projektträger, dem Deutschen Burgenmuseum und der VHS Kreisvolkshochschule Hildburghausen organisiert und ausgerichtet wird.
Erste „DENKOrte-Markierungen“ gesetzt
Der DENKOrt Veste Heldburg steht exemplarisch für die unterschiedlichsten Erinnerungen an die DDR-Heimerziehung. Auf der Burg in Südthüringen befand sich zwischen 1954 und 1982 ein DDR-Kinder- und Sonderschulheim. Hier beschreiben ehemalige Heimkinder ihre Zeit auf der Burg als die „schönste Zeit meiner Kindheit“ und die anderen sprechen von „der Hölle auf der Veste“. Für sie ist der Aufenthalt mit der Erfahrung seelischer und körperlicher, auch sexualisierter, Gewalt verbunden.
Das heute in Trägerschaft des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) befindliche Rüstzeitheim in Braunsdorf bei Saalfelde war in den 1970er Jahren ein Pilgerort vor allem für unangepasste und vom SED-Regime kriminalisierte Jugendliche, die sich Freiräume im christlichen Umfeld in einer von Willkür getragenen Diktatur erkämpften.
Unrecht und Gegenwehr aber auch alle Widersprüchlichkeiten im DDR-Alltag zu zeigen und dabei eine Plattform für weiterführende Projekte generationsübergreifend zu schaffen, ist ein Kernanliegen der DENKOrte. Um die Orte und deren Bedeutung in der DDR in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, werden diese jetzt als DENKOrte „markiert“. Hierfür werden unter anderem QR-Codes verwendet, über die Informationen zum Gesamtprojekt und zu den konkreten Orten abgerufen werden können. „Über die QR-Codes entsteht hierbei die Chance einer lebendigen digitalen Weiterentwicklung, die weit über Informationen an Erinnerungstafeln hinausgehen kann. In diesem Kontext wird es uns gelingen, dem Vergessen entgegen zu wirken und gerade den Menschen mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen, die durch das SED-Regime Unrecht erlitten haben“, so Staatssekretärin Tina Beer. Die erste DENKOrte-Markierung wurde am Zugang zur Veste Heldburg am 4. August 2021 von Zeitzeugen der Öffentlichkeit vorgestellt.


Die Veste Heldburg als Kinder- und Sonderschulheim in der DDR
Die erzählten Erinnerungen ehemaliger Heimkinder an ihre Zeit auf der Veste Heldburg könnten verschiedener nicht sein. Als „schönste Zeit meiner Kindheit“ beschreiben die einen ihren Aufenthalt auf der Burg. Andere sprechen von der „Hölle“ auf der Veste oder vom „Kinderheim des Schreckens“.
DENKOrt in Schmiedefeld
Mit Schmiedefeld bei Neuhaus am Rennweg rückt ein weiterer DENKOrt in die Thüringer Erinnerungslandschaft. Zwischen 1974 und 1987 befand sich hier ein Durchgangsheim der DDR-Jugendhilfe, das als Drehkreuz zwischen ganz verschiedenen Heimtypen gelten kann. Etwa 1.500 Kinder und Jugendliche waren dort zwischen einem Tag und mehreren Monaten untergebracht. Sie erlebten zum Teil monatelange Abgeschlossenheit und Ungewissheit über die eigene Zukunft. Viele von ihnen erinnern sich an eine einschneidende Erfahrung im Durchgangsheim - die Isolierung in der Zelle unmittelbar nach ihrer Ankunft sowie an dort erfahrene psychische und physische Gewalt. Nicht wenige von ihnen leiden bis heute an körperlichen und seelischen Spätfolgen.

Einweihung der Erinnerungstafel
Gemeinsam mit Betroffenen der DDR-Heimerziehung eröffneten Staatssekretärin Tina Beer, Landesbeauftragter Dr. Peter Wurschi und Projektkoordinatorin Stefanie Falkenberg am 2. Juni 2022 diesen neuen DENKOrt, an dem eine Informationstafel an die Menschen erinnert, die dort staatlicher Verfolgung und Unterdrückung ausgesetzt waren. Dabei kamen ehemalige Heimkinder an den Ort ihrer Kindheit zurück, an dem sie zum Teil monatelang eingeschlossen und der Willkür und Brutalität der DDR-Jugendhilfe ausgeliefert waren. Der Film dokumentiert diesen Tag und gibt Einblicke in die Zeit zwischen 1974 und 1987, als sich in Schmiedefeld das zentrale Durchgangsheim des Bezirkes Suhl befand. Zu sehen sind historische Relikte, wie Überreste des Stacheldrahtzaunes, vergitterte Fenster und die ehemaligen Arrestzellen im Keller des Gebäudes. Auch Betroffene, die hier psychischer und physischer Gewalt ausgeliefert waren, kommen zu Wort.
„Ich sehe euch, ich lasse euch nicht gehen“
Eingesperrt in der eigenen Heimat
Das Erinnern an die Abriegelung der innerdeutschen Grenze durch das SED-Regime vor 70 Jahren, im Frühjahr 1952, ist mit zahlreichen Bildungs- und Vermittlungsangeboten der Thüringer Aufarbeitungsinitiativen und verschiedener Einrichtungen verbunden.
In Kooperation mit der Evangelischen Akademie Sachsen veranstaltete die Evangelische Akademie Thüringen die Wander- und Erinnerungswerkstatt „GrenzenLos“, an der Menschen im Alter zwischen 30 und 85 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen. Gemeinsam mit den über 20 Teilnehmenden wanderten die beiden Mitglieder der IMAG Aufarbeitung, Staatssekretärin Tina Beer (TSK) und Staatssekretär Dr. Burkhard Vogel (TMUEN), am 26. August 2022 auf einem Abschnitt des Grünen Bandes Thüringen um den ehemaligen Grenzort Probstzella, der mit einem Gleis durch den Eisernen Vorhang Ort für Flucht und Abschiebung war.
Die Gruppe wurde von der zuständigen Gebietsbetreuerin der Stiftung Naturschutz Thüringen, Marika Kächele, begleitet, die im Sperrgebiet aufwuchs und für die Wanderung das Thema „Ich sehe euch, ich lasse euch nicht gehen“ - Eingesperrt in der eigenen Heimat wählte. Sowohl ihre Erläuterungen und gewählten Zwischenstationen als auch persönliche Erinnerungen an die innerdeutsche Grenze und deren Öffnung gaben zahlreiche Impulse für einen angeregten Austausch unter den Teilnehmenden der Wanderung.
„Die Wanderung und die Gespräche haben vor allem das Los der Grenzerfahrung sowie das Loswerden von Grenzen in Erinnerung gerufen und sehr bewusst gemacht, dass das Gedenken an die Grenzabrieglung stets ein wichtiger Bestandteil unserer Erinnerungskultur bleiben wird und muss“, verdeutlicht Staatsekretärin Tina Beer zum Abschluss der gemeinsamen Wanderung.

Veranstaltungsreihe "70 Jahre Grenzabriegelung"
Vor 70 Jahren, am 26. Mai 1952, erließ die DDR-Regierung die „Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands“. Anlässlich des 70. Jahrestags hat der Geschichtsverbund Thüringen zusammen mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Naturschutz Thüringen eine eigene Veranstaltungsreihe konzipiert.
Aufarbeitung des Doping im DDR-Sport
Doping im Sport ist ein hochaktuelles Thema, das sowohl den Breiten- als auch den Hochleistungssport betrifft und die Integrität des sportlichen Wettbewerbs gefährdet. Zugleich ist Doping ein altbekanntes Problem, das Leistung ohne Limit verspricht. Das macht Doping zu einer Versuchung, der überall auf der Welt und unabhängig vom gesellschaftlichen System nachgegeben wurde und wird.
Thüringen war und ist ein Zentrum des Hochleistungssports, sowohl in der DDR als auch im wiedervereinigten Deutschland. Daher tragen wir gemeinsam, Landesregierung und Sportverbände, eine große Verantwortung für einen sauberen Spitzensport in Gegenwart und Zukunft. Zugleich gehören die Aufarbeitung des systematischen, staatlichen Dopings in der DDR sowie die Untersuchung von sexuellem Missbrauch, Gewalt, Gruppenzwang und Machtstrukturen im DDR-Sport zu unserer gemeinsamen Aufgabe. Dies sind wir all jenen Athletinnen und Athleten schuldig, die bis heute unter Traumatisierungen und den gesundheitlichen Spätfolgen des an ihnen vorgenommenen Dopings leiden.
Die Thüringer Landesregierung setzt sich seit 2014 verstärkt für die Aufarbeitung von SED-Unrecht ein und widmet sich in diesem Zusammenhang auch dem Thema Doping in der DDR. Neben der historischen Auseinandersetzung ist uns die Entschädigung von Opfern und Betroffenen ein wichtiges Anliegen. Die vorsätzliche Verabreichung leistungssteigernder Substanzen durch Verantwortliche im DDR-Sport war eine Gewalttat, die zum Teil erst Jahre später zu erkennbaren körperlichen und psychischen Schädigungen führte. Jedoch lässt sich häufig nur schwer nachweisen, dass verabreichte Mittel ursächlich für heutige Gesundheitsschäden sind. Hinzu kommt, dass rechtliche Auseinandersetzungen mit staatlichen Stellen, wiederholte medizinische Begutachtungen und nicht selten auch gesellschaftliches Unverständnis es den Betroffenen schwer machten, ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen. An dieser Stelle will die Thüringer Landesregierung Brücken bauen und Hilfestellung geben, damit Entschädigungsansprüche auch durchgesetzt werden.
Weitere Informationen und Beratung erhalten Sie auf der Webseite des Landessportbundes Thüringen.

Dokumentationsbroschüre „Gemeinsam aus dem Schatten ins Licht“
Ministerpräsident Bodo Ramelow stellte gemeinsam mit dem Präsidenten des Landessportbund Thüringen e.V. - LSB, Prof. Dr. Stefan Hügel, die Dokumentationsbroschüre „Gemeinsam aus dem Schatten ins Licht“ vor. Die Thüringer Landesregierung setzt sich seit 2014 verstärkt für die Aufarbeitung von SED-Unrecht ein und widmet sich in diesem Zusammenhang auch dem Thema Doping in der DDR.
Kunstausstellung „Mein Sport. Meine Seele. Meine Kunst.“ des Doping-Opfer-Hilfe e.V. in Oberhof
Mit den Folgen des staatlich organisierten Dopings im DDR-Sport kämpfen ehemalige Aktive noch heute. Einige von ihnen verarbeiten das erlittene Unrecht, ihre Traumata und Schädigungen, die sich wie große Schatten über ihre Zeit im Leistungssport und ihr weiteres Leben legen, in Bildern. Diese Bilder zeigt der Doping-Opfer-Hilfe e.V. (DOH) in seiner Kunstausstellung „Mein Sport. Meine Seele. Meine Kunst.“, die der Landessportbund Thüringen e.V. (LSB) nach Oberhof geholt hat, um sie während der Biathlon-WM im Domzelt des LSB auf dem Stadtplatz zeigen zu können.
Landesregierung wie Sportverbände tragen eine große Verantwortung für einen sauberen Spitzensport. Die Aufarbeitung des systematischen Staatsdopings und des erlittenen Unrechts im DDR-Sport gehört unbedingt dazu. Seit 2016 hat sich hier eine enge Zusammenarbeit zwischen dem LSB und der Thüringer Staatskanzlei entwickelt, in deren Mittelpunkt Aktivitäten stehen, die bei der Anerkennung von Gesundheitsschäden durch Doping im DDR-Sport Betroffene und Verwaltung unterstützen sollen.
„Die Kunstausstellung ist ein weiterer wichtiger Baustein in dieser Zusammenarbeit, der auch den Austausch beider Partner mit dem DOH fortsetzen soll“, so Staatssekretärin Beer bei der Eröffnung der Kunstausstellung am 10. Februar 2023.

Die langen Schatten der Repression
„Wir wollten anders sein“ – Unangepasste Jugendliche in der DDR
Jugendliche, die in der DDR selbstbestimmt leben, sich vom Drill und der Gängelei der SED-Diktatur frei machen wollten, zahlten für ihre Unangepasstheit, ihren Ungehorsam und Widerstand meist einen hohen Preis. Sie wurden beobachtet, stigmatisiert und ausgegrenzt, zum Teil inhaftiert und in den Westen abgeschoben.
In einer Online-Veranstaltung von Thüringer Staatskanzlei und Stasi-Unterlagen-Archiv Erfurt am 19. Mai 2021 haben sich Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, in der Thüringer Aufarbeitungslandschaft aktive Menschen, Ministerpräsident Bodo Ramelow und der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn mit den Diktaturerfahrungen der Jugendlichen von damals auseinandersetzen. Diskutiert wurde aber auch über die Schwierigkeiten dieser Menschen in Rehabilitierungs- und Entschädigungsverfahren zur Wiedergutmachung des erlittenen Unrechts. Die wurde aufgezeichnet und ist im Netz zu sehen: Zur Videoaufzeichnung der Onlineveranstaltung

Gedenken an Matthias Domaschk
Die Mitteilung des Staatsicherheitsdienstes der DDR, dass sich Matthias Domaschk am 12. April 1981 in der Untersuchungshaft in Gera umgebracht haben soll, war für alle, die ihn kannten und mochten, unfassbar. Zweifel an der Version seines Selbstmords bestanden von Anfang an und haben sich über die lange Zeit bis heute erhärtet. Dass mehr gegen als für einen Selbstmord spricht, hat die von der Thüringer Staatskanzlei unterstützte Arbeitsgruppe zum Tod von Matthias Domaschk im Juni 2017 festgestellt. Jedoch hat sie es bis heute nicht geschafft, die Mauer des Schweigens von Mitwissern, Mittätern und Tätern zu durchbrechen. Was vor 40 Jahren tatsächlich geschah, wissen nur die beteiligten MfS-Offiziere, die darüber schweigen.
"Arbeitsgruppe Matthias Domaschk"
Am 5. März 2015 hat sich die Arbeitsgruppe „Tod von Matthias Domaschk“ konstituiert. Unmittelbar vor dem Tag der offenen Tür des Thüringer Landtags am 17. Juni 2017, stellte die "Arbeitsgruppe Matthias Domaschk" in den Räumen der Landespressekonferenz ihren Bericht der Öffentlichkeit vor. Unterstützt von der Thüringer Staatskanzlei und Ministerpräsident Bodo Ramelow, hat sich die Arbeitsgruppe mit den Umständen des Todes von Matthias Domaschk in der Stasi-Untersuchungshaft in Gera 1981 befasst. Am 12. Juni 2017 hätte Matthias Domaschk seinen 60. Geburtstag gefeiert.

Literatur und mediale Angebote zum Gedenken an Matthias Domaschk
Vor 40 Jahren. Matthias Domaschk - das abrupte Ende eines ungelebten Lebens
Das Gedenken an den Tod von Matthias Domaschk erinnert an das Unrecht, das Menschen durch das SED-Regime erleiden mussten, die in der DDR selbstbestimmt leben wollten. Ein aktueller Beitrag des Deutschland Archivs der Bundeszentrale für politische Bildung setzt sich mit der Aufarbeitung der Todesumstände durch Angehörige, Freunde und eine Arbeitsgruppe auseinander.
„Horchpost DDR“
Um insbesondere junge Menschen über die Geschehnisse von damals zu informieren, hat die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in ihrem Podcast „Horchpost DDR“ anlässlich des Todestages eine Episode über Matthias Domaschk veröffentlicht. Im Gespräch mit Peter Wensierski, der aktuell für ein Buch über das Leben und den Tod von Matthias Domaschk recherchiert, geht es um die Person des jungen Oppositionellen, die Jenaer Szene als Beispiel für die „alternative“ Jugendszene in der DDR sowie die Verhaftung und den Tod von Matthias Domaschk. Zu hören sind auch Ausschnitte aus einem Interview mit Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, in dem er über seine Erfahrungen als junger, engagierter Demokrat in der Bundesrepublik und die Aufarbeitung der Todesumstände von Matthias Domaschk durch eine von ihm eingerichtete Arbeitsgruppe spricht.

Matthias Domaschk 2.0 – Suizid oder Mord in Stasi-Haft 81?
Seit März 2015 hat eine von der Thüringer Staatskanzlei unterstützte Arbeitsgruppe vier Jahre lang geforscht, diskutiert, bewertet und dokumentiert, um weiter zu klären, wie Matthias Domaschk am 12. April 1981 in der Untersuchungshaftanstalt des MfS in Gera ums Leben kam. Nach Abschluss aller privaten und staatlichen Ermittlungen in den 1990er Jahren ging es der Arbeitsgruppe darum, die Wahrheit zu finden, mehr Überzeugungsgewissheit zu erlangen und Licht in das Dunkel um den Tod des damals 23-jährigen Jenensers zu bringen.
Unter dem Titel „Matthias Domaschk 2.0 – Suizid oder Mord in Stasi-Haft 81?“ haben der Filmemacher Tom Franke und der Historiker Dr. Henning Pietzsch die Arbeit der Arbeitsgruppe in einem Film und einer von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen herausgegebenen Publikation dokumentiert.
