Der aus einer jüdischen Familie stammende Herz wurde 1944 mit seinen engsten Angehörigen von der Gestapo verhaftet und mit seinem Vater in das KZ Buchenwald deportiert. Im Außenlager in Niederorschel (Eichsfeld) mussten sie Zwangsarbeit leisten. Für den Vater kam die Befreiung Buchenwalds am 10. April 1945 durch US-amerikanische Truppen zu spät. Die Mutter war bereits im Dezember 1944 im KZ Ravensbrück ums Leben gekommen.
Nach seinem Ingenieursstudium bekleidete Bertrand Herz leitende Positionen in einer Versicherungsgesellschaft und einer großen französischen Industriegesellschaft. 1985 wurde er als Professor an das Technologische Institut der Universität Paris V berufen, wo er bis zu seinem Ruhestand 1994 lehrte.
In den folgenden Jahrzehnten machte sich Bertrand Herz um die Erinnerungskultur zu den Menschheitsverbrechen des NS-Regimes verdient. Zum einen wirkte er an führender Stelle bei den Vereinigungen früherer KZ-Häftlinge mit, seit September 1997 als Generalsekretär der Association Française Buchenwald Dora et Kommandos und seit 2001 als Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD), dessen Ehrenpräsident er 2016 wurde. Außerdem engagierte er sich als Zeitzeuge in der Bildungs- und Vermittlungsarbeit zur NS-Terrorherrschaft.
Für seinen unermüdlichen Einsatz erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, so den französischen Verdienstorden „Chevalier de l’Ordre National du Mérite“, die Ehrenbürgerwürde der Stadt Weimar (2009) und den Verdienstorden des Freistaats Thüringen (2010). Bertrand Herz starb am 20. Mai 2021 in Paris.
Anlässlich der Gedenkveranstaltung am 30. Januar 2023 in Paris sagt Ministerpräsident Bodo Ramelow vorab: „Bertrand Herz hat sein Schicksal stets in den Dienst der Aufklärung gestellt: der Aufklärung über den Zivilisationsbruch, den die Menschheitsverbrechen der NS-Diktatur darstellen. Bis zu seinem Tod hat er sich unermüdlich um deren Aufarbeitung verdient gemacht. Vor allem mit Jugendlichen hat er über seine Lebensgeschichte gesprochen. Dabei hatte Bertrand Herz immer auch die Gegenwart im Blick. Durch seine Lebensgeschichte wollte er die Menschen für heutige Missstände sensibilisieren. Zugleich ermutigte er zu klarem Widerspruch, wenn Menschen wegen ihrer Religion, ihres Aussehens oder ihrer Herkunft angefeindet wurden.“
„Mit großer Leidenschaft hat sich Bertrand Herz auch für die Versöhnung zwischen den Völkern eingesetzt“, so der Ministerpräsident weiter. „Dass er als Opfer der NS-Terrorherrschaft auf uns Deutsche zugegangen ist, um gemeinsam für Freiheit, Frieden und Vielfalt zu streiten, war alles andere als selbstverständlich. Für diese große Geste sind wir ihm zu tiefstem Dank verpflichtet.“
Neben Ministerpräsident Ramelow sprechen am Montag Dr. Hans-Dieter Lucas (Deutsche Botschafter Paris), Olivier Lalieu (Präsident des Buchenwald-Überlebendenvereins), Naftali Fürst (Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald Dora und Kommandos und Ehrenbürger der Stadt Weimar) sowie der Sohn des zu Ehrenden, Olivier Herz.
Als Gäste werden unter anderem Angehörige der Familie Herz, Mitglieder des Buchenwald-Überlebendenvereins und weiterer Überlebendenvereine, Freiwillige der Aktion Sühnezeichen, Schülerinnen und Schüler sowie Persönlichkeiten der Jüdischen Gemeinde Paris erwartet. Aus Thüringen nehmen außerdem Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine und der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, teil.
Veranstaltungsort ist die Residenz des deutschen Botschafters im historischen Palais Beauharnais.
Hommage an Bertrand Herz
Wann: Montag, 30. Januar 2022, 17:30 Uhr
Wo: Residenz des Deutschen Botschafters im Palais Beauharnais, 78, Rue de Lille, 75007 Paris
Programm
17.35 Uhr Musik (Tatjana Uhde am Cello, Opéra National de Paris)
17.40 Uhr Rede Herr Dr. Hans-Dieter Lucas, Deutscher Botschafter in Paris
17.43 Uhr Rede Herr Olivier Lalieu, Präsident des Buchenwald-Überlebendenvereins (Historiker am Mémorial de la Shoah)
17.46 Uhr Rede Herr Naftali Fürst, Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald Dora und Kommandos (IKBD), ehemaliger Buchenwald-Häftling und Ehrenbürger der Stadt Weimar
17.50 Uhr Rede Herr Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaats Thüringen
18.10 Uhr Rede Herr Olivier Herz, Sohn von Bertrand Herz
18.13 Uhr Musik (Tatjana Uhde am Cello, Opéra National de Paris)
18.30 Uhr Empfang